Lebende Systeme organisieren ihr Erleben von innen heraus selbst. Daher machen die linear-kausalen Konzepte: „das ist so weil …“ und das Denken in Ursache-Wirkungsbeziehungen beim Menschen keinen Sinn, es gelten hier Wechsel-Wirkungs-Beziehungen, sog. zirkuläre Konzepte, die immer auch die Auswirkungen jeder Kommunikation in Rechnung stellen, denn „Die Bedeutung und Wirkung der Botschaft bestimmt garantiert nicht der Sender der Botschaft, sondern der Empfänger.“
Was heißt das für Führung?
Zuerst einmal, dass das anerkannt wird, dass in allen Teams autonome Lebewesen zusammenwirken. Es geht darum Kooperationskonzepte zu erarbeiten, die gelingendes Zusammenwirken für bestimmte Aufgaben sicherstellen. Ein Team gewinnt seinen Sinn erst durch einen höheren Zielbereich, der das Fokussierungszentrum sein soll. Deshalb macht es wenig Sinn zu fragen „warum“ arbeitet ihr zusammen, sondern immer „wofür“! Die Frage lautet: Wie kriegen wir gelingende Kooperation für diese Komponenten?
Neurobiologisch gesehen wird Erleben jede Sekunde erzeugt. Alle Beteiligten haben typischerweise ein riesiges Spektrum mehrerer Erlebnismöglichkeiten – deshalb gibt es so gesehen keine „schwierigen“ Mitarbeiter. Die Menschen können sich blöd verhalten oder verärgert reagieren oder mit enormer Kraft, Kreativität und Kompetenz, das alles in nur einer Person. Jede Person hat ein riesiges Spektrum von Erlebnismöglichkeiten!
Wie lässt sich das erklären? Wir haben fünf Sinneskanäle (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch-VAKOG) und auf diesen wird Erleben selektiv erzeugt. Der Ausschnitt, den wir betrachten ist selektiv und gewählt, nur ist uns das selten bewusst.
In der Gedächtnisforschung spricht man vom autobiografischen Gedächtnis, d.h. jede Episode, die erlebt wurde, wenn sie ein bisschen emotional geladen war, wird als eigenes Erlebnis-Netzwerk gespeichert (Hebb‘sches Gesetz aus der Hirnforschung: Zellen die miteinander feuern vernetzen sich und wenn sie einmal vernetzt sind, dann feuern sie miteinander).
Wenn wir jetzt überlegen, dass wir tausende von Episoden erlebt haben, dann heißt das wir haben tausende von Möglichkeiten zu reagieren (zu fühlen, denken, körperliche Reaktionen…) Also von total kraftvoll mit Energie, motiviert und voll Kreativität und Kompetenz, bis hin zu schlotternd, ängstlich, klein, verzagt, verkrampft – wir haben alles im Repertoire.
Womit hängt dann zusammen, was dann jeweils aktiviert wird?
Es sind die Schlüsselreize, die in den Fokus der Aufmerksamkeit kommen und dann feuert das gesamte Netzwerk (s. Hebb‘sches Gesetz).
Das bedeutet, wenn Mitarbeitende in der Situation sind, wo sie sich ausgegrenzt, beschämt, abgewertet, unter Druck fühlen, dann wird vor allen Dingen ein Angst-Netzwerk aktiviert werden. Die Auswirkungen sind dann, dass verbunden mit diesem Angst-Netzwerk andere Körperreaktionen, andere Gedanken miteinher gehen und die Mitarbeitenden schlichtweg ein bisschen dümmer werden.
Wie es dazu kommt?- Nun, unter den Bedingungen von Angst, Wut und Unklarheit aktiviert das Gehirn Notfall-Programme. Denn so gesehen haben wir eigentlich drei Gehirne, das Stammhirn, das Zwischenhirn und das Großhirn. Und hauptsächlich auf der Stamm- und Zwischenhirn-Ebene, wird Erleben erzeugt, das Großhirn ist da langsamer und schwächer. Wenn also eine Situation als unklar oder bedrohlich erscheint, so schaltet das Gehirn blitzschnell auf Kampf, Flucht oder Totstell-Reflex. Das bedeutet, die Kompetenzprozesse des Großhirns werden zurückgefahren, die Menschen werden dümmer. Sie kriegen einen verengten Röhrenblick, mit Schwarz-Weiß-Denken, entweder oder, ganz oder gar nicht, mit teilweisen Amnesien, sie erinnern sich an bestimmte Dinge nicht mehr. Und die gleichen Menschen, die sonst enorm kompetent miteinander in kooperative Wechselwirkung treten könnten, werden plötzlich zu jemand anderem, obwohl sie noch ähnlich aussehen.
Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, wie Sie Kompetenzen statt Ängste aktivieren, vereinbaren Sie einen Gesprächstermin. Ich freue mich auf Ihre Nachricht.
Anita Heyer
*Die Prämisse zu meiner Arbeit mit Teams, basierend auf meinen Ausbildungen bei Dr. Gunther Schmidt und seinen Konzepten.